Elizabeth Taylor war nicht nur eine begnadete Schauspielerin, sie galt vor allem in den 50er und 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts als die schönste Frau der Welt. Ihre Schönheit strahlte mit den Farben des Technicolor Kinos um die Wette: stahlblaue Augen, pechschwarze Haare und ein Madonnengesicht, das sich innerhalb von Sekunden zur Furie wandeln konnte und doch nicht hässlich wurde. Nie wirkte sie kühl oder unnahbar wie Grace Kelly, ihre Schönheit war warm, makellos, atemberaubend. Und je verletzlicher und tragischer ihr Blick in die Kameras weltberühmter Regisseure schmachtete, desto großartiger beherrschte sie die Welt der Dramen. Elizabeth Taylor war die einzig denkbare Kleopatra, niemand hätte die ägyptische Herrscherin besser verkörpern können.
Sie war ein Kinderstar - wie Michael Jackson
Geboren wurde sie am 27. Februar 1932 in London als Tochter US-amerikanischer Eltern. Schon als kleines Mädchen bekam sie Ballett- und Reitunterricht. Zu ihrer Einschulung zog die Familie nach Kalifornien, wo Liz Taylor bis zuletzt lebte. In fast 50 Filmen hat sie mitgespielt, ihre ersten Rollen bekam sie noch während ihrer Schulzeit. Sie war ein Kinderstar - eine Erfahrung, die sie mit ihrem späteren Freund Michael Jackson teilte. Mit zwölf Jahren bekam sie einen Vertrag bei MGM. Ihr erster Filmpartner war von oben bis unten mit zotteligem Fell bedeckt und lief auf vier Beinen: "Lassie" wurde als erster Filmhund fast ebenso berühmt wie sein hübsches Frauchen. Ihre weiteren Partner lesen sich wie ein "Who is who" der Helden Hollywoods: Marlon Brando, Paul Newman, Montgomery Clift, Rock Hudson, James Dean und immer wieder Richard Burton.
Liz Taylors Welt war die Welt der Stars und Diven. Stars, die verehrt wurden wie Götter, Diven, die lieben und leiden, während die Öffentlichkeit dabei zusieht. Nur eine Kunstfigur Hollywoodscher Prägung konnte Einlass finden in das Königreich und das Herz des "King of Pop", zu Michael Jackson. Michael und Liz, das war Operette pur, eine Freundschaft, gecastet für ein schräges und zauberhaftes Musical. Liz Taylor kannte das Leben in einem Niemandsland, einem "Neverland", nur sie hielt Michael öffentlich die Treue, als der Rest der Welt sich sicher war, das "Wacko Jacko" nun doch nur ein verrückter kleiner Kinderschänder sei. Nach seinem unerwarteten Tod im Sommer 2009 schickte Liz Taylor tränenreiche Twittermeldungen rund um die Welt und weigerte sich schließlich, bei seiner Abschiedsfeier im Staples Center aufzutreten. "Ich will", so ihr Eintrag vom 6. Juli 2009, "kein Teil des Rummels sein. Ich liebte Michael zu sehr". Bei der Beerdigung des King of Pop ließ sich die Diva dann doch blicken.
Die lange Geschichte ihrer Ehen beginnt mit einem der reichsten Männer der westlichen Welt, dem Hotelerben Nicky Hilton und endet mit einem Bauarbeiter, mit Larry Fortensky, den sie während einer Entziehungskur kennen gelernt hatte. Nach einem knappen Jahr mit Nicky Hilton - sie war damals erst 18 - folgten Schauspieler, Produzenten, Sänger, Schauspieler, Schauspieler, ein berühmter Politiker und schließlich Larry, der Bauarbeiter. Sänger Eddie Fisher, der Vater von Prinzessin Leia aus der "Star Wars"-Trilogie, verließ Frau und Tochter wegen Elizabeth Taylor. Fishers Frau Debbie Reynolds, ein Weltstar, hatte gegen Taylors hingebungsvolle Aura keine Chance. Eddie widerrum ereilte später das gleiche Schicksal: Er musste Richard Burton weichen. Liz lernte ihn bei den Dreharbeiten zu dem Monumentalepos "Cleopatra" in der Rolle ihres Geliebten Marcus Antonius kennen.
Das Gespann Burton-Taylor war in den 60ern was Brangelina heute sind: das berühmteste Paar der Welt. Nur wilder, selbstzerstörerischer. Richard Burton, kein weichgespültes Hollwoodhündchen, war ein Waliser, der Sohn eines Bergmannes. Pockennarbig, hart und aus einem ganz anderen Holz geschnitzt als ihre vorherigen Männer. Sie liebten sich, sie hassten sich und sie betranken sich. Sie konnten voneinander so wenig lassen wie vom Alkohol. Eine Ehe, die so radikal und total war, dass jede deutsche Wirtschaftswunderehe daneben aussah wie Puschen vor dem Bett. In "Wer hat Angst vor Virginia Woolf", dem Film nach dem Theaterstück von Edward Albee, erlebt man einen Ausschnitt aus der emotionalen Wucht, zu der beide in ihrem Zusammenleben und ihrer Zusammenarbeit fähig waren. Elizabeth Taylor bekam für die Rolle 1967 ihren zweiten Oscar. Den ersten erhielt sie fünf Jahre zuvor für "Telefon Butterfield 8" wo sie eine Prostituierte mimte.
Suchtprobleme und späte Ehrung
Nicht einmal die Scheidung konnte die beiden trennen. Taylor und Burton heirateten 1975 ein zweites Mal, wenn auch nur für ein Jahr. Der Tod von Ricard Burton brachte keine Erlösung von ihrer Alkoholsucht. Liz Taylor hatte vor allem in ihren späteren Jahren massive Suchtprobleme, kannte diverse Entziehungskliniken von Innen und zeigte sich auch mal betrunken auf der Bühne. Das tat ihrem Ruhm keinen Abbruch: 1999 erhob sie die Queen in den Adelstand und sie durfte sich fortan "Dame Elizabeth Taylor" nennen.
Ihre letzten Jahre verbrachte die Frau, die das Leben von der "Geliebten" zur "großen Tragödin" werden ließ, im Rollstuhl, wo sie zunehmend vereinsamte. Michael Jacksons Tod brachte sie an den Rand ihrer emotionalen Kräfte. Ihr Twitter-Eintrag vom 17. Juli 2009, zwei Wochen nach Jackos Abgang, liest sich wie ihr persönliches Resümee: "Ich habe sehr viele Schicksalsschläge in meinem Leben erlitten. Aber ich glaube, sie haben mich alle etwas gelehrt. So muss ich die Dinge betrachten."
ich werde ihre lila einmaligen augen vermissen...
good bye !
* TEXTAUSZUG - http://www.stern.de/