* geile boys mit cooler revue
Wohin schauen? Auf das Ein-Mann-Wasserballett, das sich auf der Videoprojektion vollzieht? Auf die vier Meter hohen Säulen, die die Tempelkulisse bilden? Auf die halbnackten Tänzer, die sich auf der herzförmigen Bühne zur Formation aufstellen? Nein, natürlich auf die goldene Riesenmuschel, in der Kylie Minogue aus der Versenkung hochgefahren wurde! Ab der ersten Nummer bot die Sängerin visuellen overload und Zitatkonfetti, auf dass es einen erst überforderte und dann - spätestens als sie zu "I Believe in You" von vier muskulösen Männern in einer Kutsche über die ausladende Spitze der Bühne gezogen wird - vor Begeisterung überwältigte.
"Aphrodite" heißt das aktuelle Album von Kylie Minogue und eigentlich auch ihre Welttournee, die sie am Montagabend zum Auftakt ihrer Deutschlandtour in die Hamburger O2-Arena brachte. Allerdings trägt das Spektakel auch den Untertitel "Les Folies", was sich im Verlauf der Show als zwingend logisch erwies: Hier ging es nicht um die ästhetische Ausschöpfung des Topos "griechischer Olymp", sondern den Verschnitt von vier Jahrzehnten Disco-Kultur auf zwei Stunden beste Unterhaltung.
Spektakuläre Kostüme, spektakuläre Bühnentechnik
Mit kleinen Engelsflügeln an den Ohren und knappem Goldkostüm bekleidet begann die 42-Jährige Minogue die Show und sang das Titelstück ihres neuen Albums. Es sollten noch sechs Kostümwechsel und 23 Songs folgen, doch den Ausblick brauchte es gar nicht, um sich von Anfang an sicher zu sein: Hier würde man auf seine Kosten kommen.Gerade im ersten Akt überboten sich Bühnen- und Kostümdesign mit exaltierten Ideen, innerhalb der ersten fünf Songs schraubten sich aus der Kulisse nach der goldenen Muschel noch eine goldene Statue eines geflügelten Pferdes sowie zwei übergroße Harfen - natürlich auch gülden.
Damit war der erste Höhepunkt des Abends aber noch gar nicht beschrieben, denn der folgte kurze Zeit später mit "Slow". Von auf dem Boden liegenden Tänzern umringt, sang Kylie Minogue den kühlen Minimal-Track als laszive Swing-Nummer. Das wäre an sich schon spektakulär genug gewesen - wenn sich im Verlauf des Liedes nicht der Bühnenausschnitt, auf dem sich Sängerin und Tänzer befanden, als Drehscheibe erwiesen hätte, die sich nicht nur um sich selbst drehte, sondern sich auch vertikal aufstellte, bis die Scheibe fast im rechten Winkel zur Hauptbühne stand und Kylie in der Mitte als Achse herausstach.
hinter der Bühne:
Als hätte sie damit ihr Showtalent nicht schon zur Genüge unter Beweis gestellt, wechselte sie noch einmal den Musikstil und ließ "Slow" im harten Trance-Gewitter enden. So erinnerte das Konzert bei aller visueller Reizüberflutung auch daran, dass es nicht allein Minogues Gespür für große Auftritte ist, dass sie zum Star gemacht hat: Sie verfügt zuallererst über eine grandiose Stimme. Das wird oft nicht beachtet, da sie keine Powerballaden singt, mit denen Sängerinnen normalerweise Gas geben und ihre Stimmgewalt demonstrieren. Zu hemmungsloser Romantik passen Minogues metallenes Timbre und ihr ironischer Unterton aber nicht. Dass sie trotzdem eine fast ausverkaufte Mehrzweckhalle allein mit ihrer Stimme unterhalten kann, bewies sie bei "Your Disco Needs You". Eigentlich ein Disco-Stampfer erster Güte, brauchte es in ihrer spontanen A-Cappella-Version gar keinen Beat, nur ihre dramatischen Modulationen, um das Publikum restlos mitzureißen.
Überhaupt ihr Publikum: In schönstem Bewusstsein, wer den Hauptteil ihrer Fans ausmacht, bot Kylie Minogue abwechselnd den schwulen Männern und den straighten Frauen etwas. Bei "Cupid Boy" wurde in den Videoprojektionen ausgiebig einem knappst bekleideten Halbgott in Mapplethorpe-Ästhetik gehuldigt. Dazu wirbelten Tänzer in schwarzen Slips und ausladenden Nonnenhüten um die Sängerin herum. Zu "Wow" verscheuchten Minogue und ihre Tänzerinnen ein Heer von Show-Soldaten, um sich allein auf der Bühne dem euphorisch hüpfenden Song zu widmen. Zur Interaktion zwischen männlichen und weiblichen Tänzern kam es während der gesamten Show nur wenig, und wenn die beiden Fraktionen aufeinander trafen, vermieden ihre Choreografien die schwülstige Balz. Auch wenn Minogues Songs hauptsächlich von der Liebe handeln, tragen sie nicht das Versprechen auf romantische Zweisamkeit in sich. Sie feiern vielmehr das Ideal einer Emotion, das sich vielleicht nie so exaltiert-überwältigend anfühlen wird wie an diesem Abend auf dieser angeblich zwanzig Millionen Dollar teuren Showbühne.
Das letzte Tableau des Abends unterstrich diese Idee noch einmal. Zum hymnischen "All The Lovers" baute sich an der Bühnenspitze ein Brunnen auf, dessen Ornamente aus den Körpern der Tänzer bestehen, die Ringe des Brunnen jeweils ausschließlich mit Männern oder Frauen besetzt. An Seilen zog es Akrobaten in die Höhe, auf den Stegen, die zur Hauptbühne führten, spritzten die Fontänen sowohl in die Höhe als auch zur Seite, in der Mitte des Brunnens stand Kylie Minogue als Galionsfigur - einerseits einsam, andererseits nirgendwo besser aufgehoben als im Mittelpunkt dieses einzigartigen Spektakels.
KYLIE WE LOVES YOU!
KYLIE WE LOVES YOU!
* textauzzug z.t. von spiegel online
* TOURBOOK
* APHRODITE SHOW ACTS
SETLIST:
Act I
Aphrodite
The One
Wow
Illusion
I Believe In You
Act II
Cupid Boy
Spinning Around
Get Outta My Way
What Do I Have To Do
Act III
Beautiful Slow (Everything Is Beautiful / Slow)
Act IV
Confide In Me
Can’t Get You Out Of My Head
In My Arms
Act V
Looking For An Angel
Closer
There Must Be An Angel
Love At First Sight/Can’t Beat The Feeling
If You Don’t Love Me
Act VI
Better The Devil You Know
Put Your Hands Up
Act VII
On A Night Like This
All The Lovers
Mittelpunkt der neuen, 25 Millionen Dollar teuren Kylie-Minogue-Show ist die einzigartige und aufwändige Bühnenkonstruktion, die in dieser Form noch nie in einer Halle zu sehen war. Spektakulär und einmalig ist die „Wet Zone“, eine Wasserinstallation mit 30 Wasserdüsen, Wasserfällen und Fontänen, dank der sich der Konzertbesucher, die Konzertbesucherin mitten im Geschehen befindet. 40'000 Liter Wasser werden für jede Show benötigt. Die Wassershow wurde vom selben Team designed, das schon die Wassershows im „Bellagio“ in Las Vegas oder im Disneyland konzipiert hat.
Die gesamte Produktion stösst in neue Dimensionen vor. 45 Tonnen Equipment werden mit 25 Trucks transportiert. Alleine für die 10 Millionen teure Bühnenkonstruktion werden 10 Trucks benötigt. Die Crew von Kylie Minogue umfasst über 100 Personen, darunter 16 Tänzer und Tänzerinnen, 5 Musiker, 2 BackgroundsängerInnn und 8 Artisten. 200 Kostüme werden für die temporeiche und bunte Show benötigt, die die grössten Hits ihrer elf Studioalben, darunter Ohrwürmer wie „What do I have to do“ über „Can’t get you out of my head“ bis zur aktuellen Hitsingle „All the lovers“ beinhaltet.
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