2011-05-30
2011-05-26
- LOCATION
* ein reden rund um den brüsslerplatz
wird es dieses Jahr gelingen, den schlafgestörten Anwohner/innen bedeutend mehr Ruhe zu verschaffen? Und die Vermüllung des Platzes und der Beete zu stoppen? Obwohl das Bedürfnis nach Open-Air-Kommunikation noch zunehmen wird?
teilauszug von: bruesselerblog.de
wird es dieses Jahr gelingen, den schlafgestörten Anwohner/innen bedeutend mehr Ruhe zu verschaffen? Und die Vermüllung des Platzes und der Beete zu stoppen? Obwohl das Bedürfnis nach Open-Air-Kommunikation noch zunehmen wird?
Im Laufe des Moderationsprozesses 2009 haben Anwohner/innen, Gastronomen, Mitglieder von Querbeet und der Kirchengemeinde, Architekten und Besucher/innen des Brüsseler Platzes ein Paket von Maßnahmen formuliert, dessen Umsetzung die Lärm- und Müllproblematik nachhaltig entschärfen kann.
Im Zentrum dieses ‚Lärmschutz- und Kulturprogramms’ stehen das Angebot von attraktiven zusätzlichen Plätzen in der Nähe des Belgischen Viertels die Förderung von aktiven und passiven Lärmschutzmaßnahmen am Brüsseler Platz die Entwicklung einer Kultur der Rücksichtnahme seitens der Besucher/innen die verstärkte Präsenz der städtischen Ordnungskräfte nach Mitternacht.
Durch die konsequente Umsetzung dieses Programms könnte Köln Vorreiter für viele andere Städte in Deutschland werden, in denen es vergleichbare Konflikte gibt, die sich weder durch Alkoholverbote noch durch Platzsperren und/oder -verweise lösen lassen.
Ich bin jedenfalls gespannt wie es weitergeht und geniesse bis dahin den platz weiter....DU auch?
was ist deine meinung ?
was bringt 2011/2012?
teilauszug von: bruesselerblog.de
2011-05-15
- BUSINESS NOT SHOWBIZ
*Die Show der Anke
man was war ich aufgeregt... und dann hatte ich Favoriten aber nicht Aserbeidschan ??!!
Doch so ist es eben beim Grand Prix...
Der Auftakt
Für die meisten Fernsehzuschauer war es eine Überraschung, aber aus den Proben war es längst durchgesickert: das Knallbonbon zum Auftakt. Normalerweise pflegt der Vorjahressieger den ESC in seinem Heimatland zu eröffnen, wie aber ist das im Falle einer "Titelverteidigung" zu regeln? Indem der Mentor himself zu Mikrofon, Gitarre und Schlagzeug greift. Stefan Raab fletschte sein Gebiss zu einer rockigen Version von "Satellite", die tatsächlich gut abging. Kurz wie in einem Flash tauchte zwischen 43 Lena-Doubles dann doch noch die echte auf: ein schöner Auftakt, besser als jedes bräsige Intro.
Und die Show selbst? Die verschiedenen Elemente griffen flott ineinander, hübsch waren die Postkartenfilmchen vor jedem Song, schön knapp die Moderationen - bis hin zur Abstimmerei lief alles ganz flüssig und stimmig. Aber gab es auch Höhepunkte, eine Dramaturgie, die mehr war als eine saubere Reihung; einen Stimmungswechsel? Mal ein Element der Überraschung im perfekten Durchlauf? Alles lief wie am Schnürchen, aber eventuell hätte etwas Tempowechsel der Stimmung nicht geschadet. Jan Delays Funk-Einlage wirkte vermutlich in der Halle mitreißender als am Bildschirm.
Gut wurde der Übergang zur Auszählerei bewältigt, als Stefan Raab Anke Engelke kurzerhand über die Schulter warf und auf die LED-Bühne trug, während diese weiter moderierte und so jedes Pathos unterlief.
Am Ende hätte es etwas schöner inszeniert werden können, dass Lena die Siegertrophäe an die Nachfolger aus Aserbeidschan übergab. Das geschah etwas zu beiläufig.
Die LED-Wand
Eine 60 mal 18 Meter große LED-Wand, die sich fließend über den Bühnenboden fortsetzt, macht optisch fast alles möglich. Mal wurde ein Song - der aus Serbien - mit den Lolli-Pop-Farben der bunten Sechziger hinterlegt; mal endete einer - das Siegerlied aus Aserbaidschan - mit einem gigantischen Licht-Wasserfall. Der französische Operntenor stand in einem Sonnenaufgangspanorama, Nadine Beiler, eine österreichische Whitney Houston, konzentrierte alles Licht und allen Bodennebel auf sich. Selten gab es eine größere technische Perfektion. Die Sänger und die auf sechs Personen limitierten Tänzer, Bläser oder Backgroundsänger bewegten sich inmitten großer Bilder. Optische Vielfalt war viel besser möglich als durch jede konventionelle Art des Bühnenbaus, und dennoch wurde die Show durch die gigantische Optikwand zwar keineswegs monoton, aber doch ein wenig uniform. Manchmal erschlugen die großen Bilder die kleinen Sänger, die dann wirkten wie ein Streichholz in der Bilderflut.
Die Musik
Auch der Sound war perfekt. Am Ende gewann dann doch wieder eine ziemliche Schnulze; aber immerhin gab es eine recht breite stilistische Vielfalt, vom fürchterlich x-beliebigen spanischen Urlaubsliedchen, über schmetternden Tenorgesang, verrückten moldawischen Rock bis zu Jazz aus Italien. Auch Lenas "Taken by a stranger" konnte sich sehen lassen, war für diese Art Show aber vermutlich etwas zu sperrig und zu wenig herzenswarm. Man muss schon Fan sein oder sehr engagiert oder sich zwingen, ab und an einmal ohne auf den Bildschirm zu gucken, zuzuhören, um sich hinterher noch an besondere Titel zu erinnern. Ein paar Ohrwürmer - etwa "Lipstick" von den hibbeligen irischen Zwillingen "Jedwards" - waren dabei, aber es gab auch Pseudo-Gothic oder Lieder, bei denen vor allem die fliegenden Fönwellen der Sängerinnnen überzeugten. Natürlich gab es unterschiedliche musikalische Qualität, aber die Musik allein reichte nicht aus, um eine große Show zu tragen.
Die Moderatoren
Auch das Finale bestätigte den Eindruck, der schon in den Halbfinals zu gewinnen war: Stefan Raab, wieder mit Krawatte, mag alles sein, treibende Kraft hinter Lena, ein getriebener Erfolgsunternehmer, ein engagierter Musiker und wichtiger Entertainer - ein guter Moderator ist er nicht. Das liegt nicht nur an seinem hausgemachten Englisch, es fehlt ihm auch das Gespür für Timing und die richtige Tonlage.
Einen glatten Gegenentwurf zum Unperfekten stellte Judith Rakers dar, die es vom Newsdesk in die Showarena verschlagen hat, weil es in der ARD einfach keine Förderung von Unterhaltungstalenten gibt. Sie war "Miss Tadellos", die darauf achtete, nur ja keine Fehler zu machen. Das gelang, aber Emotionen entstehen so nicht.
Da war man dankbar für Anke Engelke, die nicht nur perfekt in mehreren Sprachen parliert, Witzchen macht ohne aufgesetzte Albernheit, mal mitswingt, mal einfach strahlt und ein Format gewonnen hat, das der Dimension der Show entsprach.
Dann gab es als Kommentator noch Peter Urban, der für einen angenehm distanzierten Retrosound sorgte. "Die Mutter der beiden kann einem leid tun", sagte er zu den doppelten Küblböcks aus Irland; "dabei rieselte der Song so mit durch", sagte er zum ukrainischen Auftritt, in dem Sandmalereien das Lied in den Hintergrund rückten. Das war immer wieder schön. Leider hat er auch für dieses Jahr nicht mehr das Rechnen gelernt, so dass er - ähnlich wie beim Lena-Sieg in Oslo - wieder zu spät merkte, wann der Sieger feststand.
Punktwertung
Normalerweise ist die endlose Punktevergabe in etwa so spannend wie die Liveübertragung einer Sitzung der Ethik-Kommission oder ein Statement von CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe zur geglückten Regierungspolitik. Hier beim Eurovison Song Contest ist es aber auch eine Zeit für Ironie, Spekulation oder ein wenig Schimpfen auf nachbarschaftliche Kumpaneien. Jan Feddersen, als allwissender Experte in den ARD-Vorabendsendungen allgegenwärtig, hatte in einem aufwändigen "taz"-Aufsatz Stefan Raab der "Entschwulung" des ESC geziehen. Hier zeigte sich, dass dem keineswegs so ist. Es gehört im Gegenteil zur coolen "Camp"-Kultur, gerade während dieser endlos gedehnten Punkteorgie keineswegs in Ironie zu verfallen oder alles für einen gleichgültigen Schmarrn zu erklären, sondern mit unverminderter Aufmerksamkeit und unbedingt mit heiligem Ernst bis weit nach Mitternacht dranzubleiben. Anke Engelke hat auch das erleichtert.
Alles in allem
Insgesamt also können die Veranstalter zufrieden sein - ein Schuss mehr Herzblut hätte die Technik nicht so überbordend wirken lassen. Auf jeden Fall ist diese Größe, dieser Aufwand beherrschbar. Die Ziele für den Abend waren:
ein freudig feierndes Deutschland zu zeigen. Bei einem noch etwas besseren Abschneiden von Lena, die am Ende in der Show keine Rolle mehr spielte, wäre es noch eindrucksvoller gelungen
allen Künstlern die Gelegenheit zu geben, sich zu profilieren. Sie sollten im Zentrum stehen. Nicht das Gigantische, sondern das menschliche Maß sollte überwiegen. Das gelang nicht immer.
Ich danke ANKE !!! Sie hat mit Stefan und Judith allles gegeben um dieses Deutsche Event zum Erlebnis zu machen....
Schade nur das ich selbst nicht life dabei sein konnte .....but I HAVE A DREAM !
Vorlust ist nicht unendlich
Ein Problem für die mediale Aufbereitung von Ereignissen solcher Größenordnung wird auch zunehmend das Verhältnis von Ankündigung und der Sache selbst. Tag für Tag wurde eine Woche lang weitgehend am Publikum vorbei gesendet. Es gibt eine Art Vorspielimplosion des Mediums. Das Vorgeplänkel steht in keinem gesunden Verhältnis mehr zum Ereignis selbst. Auch die Programmplaner müssen lernen: selbst wenn Aufwand und Kosten noch so groß ist - die Vorlust ist nicht unendlich.
* Auszug: www.spiegelonline.de
2011-05-11
- BUSINESS NOT SHOWBIZ
*GERMANY 12 POINTS ?
Kriegt das deutsche Fernsehen eine halbwegs unpeinliche Show hin, mit der man sich in Europa nicht blamiert?
Ja, kriegt es, kann man nach rund zwei Stunden erstem Halbfinale sagen - wenn man mal den schon recht peinlichen Tonausfall außer Acht lässt. Das liegt vor allem an zwei Faktoren: Anke Engelke und dem riesigen, wirklich RIESIGEN Screen, der das Bühnenbild bestimmt. Engelke hat Souveränität, Sprachkompetenz und Ausstrahlung nicht nur für zwei, sondern drei Moderatoren, weshalb sie die Ausfälle Raab und Rakers mehr als kompensiert. Judith Rakers ist das erwartbare Pointen- und Charme-Schwarze-Loch, das alles Unterhaltende verschluckt. Was den Timing- und Fremdsprachen-Herausgeforderten Raab für den Job qualifiziert hat, bleibt weiterhin mysteriös. Bei allem Applaus, den er vom Saalpublikum bekommt, sind auch deutlich Buhrufe zu vernehmen. Als er einen Witz auf Anke Engelkes Kosten macht, werden diese sogar richtig laut. Ob er es sich mit seinen aggressiv-blödelnden Interviews und Auftritten im Vorfeld mit seinen Fans verscherzt hat? An seiner erneuten Nominierung von Lena kann es jedenfalls nicht liegen, denn die ist unter den Fans so beliebt wie 2010.
Hier kommt Konkurrenz für Lena
Aber von Raab - auch wenn er das sicherlich anders sieht - hängt der Erfolg dieser Show nicht ab. Auf ihn kommt es nicht an, denn da ist ja der RIESIGE LED-Screen, unglaubliche sechzig Meter breit und achtzehn Meter hoch. Der Screen ist so beeindruckend, dass der Auftritt der Polin Magdalena Tul, der erste des Abends, fast an einem vorbeirauscht. Doch dann steht die heimliche Favoritin Stella Mwangi aus Norwegen auf der Bühne und nimmt diese samt dem Rest der Arena ab dem ersten Takt ihres Songs "Haba Haba" in Beschlag. Die basslastigen Afrobeats-Anklänge reißen mit, ohne große Show ist die Stimmung sofort auf hundert. Konkurrenz für Lena? Hier ist sie, das ist die einhellige Meinung in der Arena.
Eurovision Song Contest 2011: Alle Teilnehmer
Auf deutlich mehr Schnickschnack setzen dagegen Albanien (Premiere für die Pyrotechnik!) und Armenien. Sängerin Emmy liefert einen extrem unterhaltsamen Auftritt, der in einem überdimensionierten Boxhandschuh beginnt und sie später in einem ad hoc aufgebauten Boxring einfängt. Ach, Emmy, würdest du doch bloß nicht "Boom Boom Chucka Chucka" singen - aus dir könnte glatt was werden.
Noch mehr uninspirierten Dance-Pop gibt es aus Russland, wo der aalglatte Alexej Vorobjow seine Austauschbarkeit auch noch damit betont, als James Dean gestylt zu erscheinen. Kroatien und Ungarn schicken praktisch dieselbe knochige Blondine mit Fönwelle und Euro-Trash ins Rennen. Aus sehr schwer nachvollziehbaren Gründen kommt aber nur Ungarn weiter.
Im Blaumann aus Portugal, ironisch aus Finnland
Auf niedlich machen dagegen die Schweiz und Serbien. Während das Schweizer Küken Anna Rossinelli und seine dünne Gute-Laune-Trällerei vom RIESIGEN Screen fast erschlagen werden, machen überdimensionierte Grafiken aus dem Sixties-Tribut der Serbin Nina einen überraschend stylischen Auftritt. Malta, die Türkei und San Marino gehen dazwischen völlig zu Recht unter. Die Comedy-Truppe aus Portugal punktet immerhin mit dem einzigen politisch angehauchten Song des Wettbewerbs: In Blaumann und Tracht, also als eine Art Village People der portugiesischen Nelken-Revolution, singen sie augenzwinkernd von Aufstand und Anstand. Im Vergleich zum Finnen Paradise Oskar fallen sie aber ab, denn der inszeniert seine vor Ironie triefende Weltrettungsballade ungleich gewitzter.
Mit einem RIESIGEN Sternenhimmel im Rücken beginnt der 20-Jährige, der eigentlich Axel Ehnström heißt, seinen Song "Da Da Dam" - und in der Düsseldorfer Arena bricht das Publikum in ein kollektives "Oooooh!", das eigentlich "Ist der niedlich!" heißt, aus. Bewusst übertreibt der Finne es dann zum Refrain mit der Niedlichkeit. Während er "I'm going out in the world to save our planet" singt, geht auf dem Screen langsam eine blaue Erde auf. Das ist so drüber, dass es einem fast die Schuhe auszieht. Aber nur fast, denn der Song ist wirklich hübsch und funktioniert erstaunlicherweise auch auf unironischer Ebene.
Singende Trauergemeinde aus Island
Damit, so meint man, hat dieses Halbfinale sein Unterhaltungs-Soll erfüllt. Doch kurz vor Schluss tritt dann das Duo Ell/Nikki aus Aserbaidschan auf - und singt den ersten zeitgemäßen Pop-Song dieses Abends. Ihre Midtempo-Nummer "Running Scared" überzeugt mit Timbaland-geschulter Produktion. Würde Nelly Furtado das Lied singen, würde es garantiert ein internationaler Hit.
Die größten Stars des Abends sind dann aber doch die Isländer Sjonni's Friends, denn sie liefern die beste, weil ergreifendste Geschichte des diesjährigen ESC. Eigentlich sollte nämlich der Sänger Sjonni Brink für Island antreten. Doch im Januar 2011 starb der 36-Jährige überraschend - und sechs seiner musikalischen Weggefährten sprangen ein, um seinen Song "Coming Home" doch noch in Düsseldorf zu präsentieren. Da macht es nichts aus, dass das Lied eher harmlos dahin plätschert. Die sechs Isländer ziehen triumphierend ins Finale ein - und werden dort bestimmt auch noch auf einen der vorderen Plätze kommen.
Die jüngste Ostblock-Verschwörung
Ins Finale wurden schließlich auch die Georgier mit einer blöden Crossover-Nummer und Litauen mit einer schmierigen Power-Ballade gewählt, das griechische Macho-Mischmasch aus Rap und Folklore wird ebenfalls Samstag zu hören sein. Auch für Russland reichte es für die große Show - wohl vor allem aus optischen Gründen. Finalplätze für Serbien, die Schweiz, Aserbaidschan und Finnland gehen dagegen völlig in Ordnung. Nur ein Platz war am Ende von Anke Engelkes Moderation noch zu vergeben - und der, so die Überzeugung in Düsseldorf, würde eindeutig an Norwegen gehen. Doch mit einem Paukenschlag endete das erste Halbfinale: die heimliche Favoritin Stella Mwangi schaffte es nicht unter die letzten 25.
So bleibt als schwacher Trost für die Norweger, dass sie immerhin der Ostblock-Verschwörungstheorie ein Update besorgt haben. Unter Fans und Experten herrschte nämlich schnell Einigkeit nach diesem Halbfinale: Der Osteuropäer an sich würde eben nicht für einen schwarzen Künstler stimmen. Da sage noch einer, die Theorie, dass sich alle Ostländer gegenseitig die Punkte zuschanzten, wäre mies.
Auszug: Text www.spiegelonline.de
Kriegt das deutsche Fernsehen eine halbwegs unpeinliche Show hin, mit der man sich in Europa nicht blamiert?
Ja, kriegt es, kann man nach rund zwei Stunden erstem Halbfinale sagen - wenn man mal den schon recht peinlichen Tonausfall außer Acht lässt. Das liegt vor allem an zwei Faktoren: Anke Engelke und dem riesigen, wirklich RIESIGEN Screen, der das Bühnenbild bestimmt. Engelke hat Souveränität, Sprachkompetenz und Ausstrahlung nicht nur für zwei, sondern drei Moderatoren, weshalb sie die Ausfälle Raab und Rakers mehr als kompensiert. Judith Rakers ist das erwartbare Pointen- und Charme-Schwarze-Loch, das alles Unterhaltende verschluckt. Was den Timing- und Fremdsprachen-Herausgeforderten Raab für den Job qualifiziert hat, bleibt weiterhin mysteriös. Bei allem Applaus, den er vom Saalpublikum bekommt, sind auch deutlich Buhrufe zu vernehmen. Als er einen Witz auf Anke Engelkes Kosten macht, werden diese sogar richtig laut. Ob er es sich mit seinen aggressiv-blödelnden Interviews und Auftritten im Vorfeld mit seinen Fans verscherzt hat? An seiner erneuten Nominierung von Lena kann es jedenfalls nicht liegen, denn die ist unter den Fans so beliebt wie 2010.
Hier kommt Konkurrenz für Lena
Aber von Raab - auch wenn er das sicherlich anders sieht - hängt der Erfolg dieser Show nicht ab. Auf ihn kommt es nicht an, denn da ist ja der RIESIGE LED-Screen, unglaubliche sechzig Meter breit und achtzehn Meter hoch. Der Screen ist so beeindruckend, dass der Auftritt der Polin Magdalena Tul, der erste des Abends, fast an einem vorbeirauscht. Doch dann steht die heimliche Favoritin Stella Mwangi aus Norwegen auf der Bühne und nimmt diese samt dem Rest der Arena ab dem ersten Takt ihres Songs "Haba Haba" in Beschlag. Die basslastigen Afrobeats-Anklänge reißen mit, ohne große Show ist die Stimmung sofort auf hundert. Konkurrenz für Lena? Hier ist sie, das ist die einhellige Meinung in der Arena.
Eurovision Song Contest 2011: Alle Teilnehmer
Auf deutlich mehr Schnickschnack setzen dagegen Albanien (Premiere für die Pyrotechnik!) und Armenien. Sängerin Emmy liefert einen extrem unterhaltsamen Auftritt, der in einem überdimensionierten Boxhandschuh beginnt und sie später in einem ad hoc aufgebauten Boxring einfängt. Ach, Emmy, würdest du doch bloß nicht "Boom Boom Chucka Chucka" singen - aus dir könnte glatt was werden.
Noch mehr uninspirierten Dance-Pop gibt es aus Russland, wo der aalglatte Alexej Vorobjow seine Austauschbarkeit auch noch damit betont, als James Dean gestylt zu erscheinen. Kroatien und Ungarn schicken praktisch dieselbe knochige Blondine mit Fönwelle und Euro-Trash ins Rennen. Aus sehr schwer nachvollziehbaren Gründen kommt aber nur Ungarn weiter.
Im Blaumann aus Portugal, ironisch aus Finnland
Auf niedlich machen dagegen die Schweiz und Serbien. Während das Schweizer Küken Anna Rossinelli und seine dünne Gute-Laune-Trällerei vom RIESIGEN Screen fast erschlagen werden, machen überdimensionierte Grafiken aus dem Sixties-Tribut der Serbin Nina einen überraschend stylischen Auftritt. Malta, die Türkei und San Marino gehen dazwischen völlig zu Recht unter. Die Comedy-Truppe aus Portugal punktet immerhin mit dem einzigen politisch angehauchten Song des Wettbewerbs: In Blaumann und Tracht, also als eine Art Village People der portugiesischen Nelken-Revolution, singen sie augenzwinkernd von Aufstand und Anstand. Im Vergleich zum Finnen Paradise Oskar fallen sie aber ab, denn der inszeniert seine vor Ironie triefende Weltrettungsballade ungleich gewitzter.
Mit einem RIESIGEN Sternenhimmel im Rücken beginnt der 20-Jährige, der eigentlich Axel Ehnström heißt, seinen Song "Da Da Dam" - und in der Düsseldorfer Arena bricht das Publikum in ein kollektives "Oooooh!", das eigentlich "Ist der niedlich!" heißt, aus. Bewusst übertreibt der Finne es dann zum Refrain mit der Niedlichkeit. Während er "I'm going out in the world to save our planet" singt, geht auf dem Screen langsam eine blaue Erde auf. Das ist so drüber, dass es einem fast die Schuhe auszieht. Aber nur fast, denn der Song ist wirklich hübsch und funktioniert erstaunlicherweise auch auf unironischer Ebene.
Singende Trauergemeinde aus Island
Damit, so meint man, hat dieses Halbfinale sein Unterhaltungs-Soll erfüllt. Doch kurz vor Schluss tritt dann das Duo Ell/Nikki aus Aserbaidschan auf - und singt den ersten zeitgemäßen Pop-Song dieses Abends. Ihre Midtempo-Nummer "Running Scared" überzeugt mit Timbaland-geschulter Produktion. Würde Nelly Furtado das Lied singen, würde es garantiert ein internationaler Hit.
Die größten Stars des Abends sind dann aber doch die Isländer Sjonni's Friends, denn sie liefern die beste, weil ergreifendste Geschichte des diesjährigen ESC. Eigentlich sollte nämlich der Sänger Sjonni Brink für Island antreten. Doch im Januar 2011 starb der 36-Jährige überraschend - und sechs seiner musikalischen Weggefährten sprangen ein, um seinen Song "Coming Home" doch noch in Düsseldorf zu präsentieren. Da macht es nichts aus, dass das Lied eher harmlos dahin plätschert. Die sechs Isländer ziehen triumphierend ins Finale ein - und werden dort bestimmt auch noch auf einen der vorderen Plätze kommen.
Die jüngste Ostblock-Verschwörung
Ins Finale wurden schließlich auch die Georgier mit einer blöden Crossover-Nummer und Litauen mit einer schmierigen Power-Ballade gewählt, das griechische Macho-Mischmasch aus Rap und Folklore wird ebenfalls Samstag zu hören sein. Auch für Russland reichte es für die große Show - wohl vor allem aus optischen Gründen. Finalplätze für Serbien, die Schweiz, Aserbaidschan und Finnland gehen dagegen völlig in Ordnung. Nur ein Platz war am Ende von Anke Engelkes Moderation noch zu vergeben - und der, so die Überzeugung in Düsseldorf, würde eindeutig an Norwegen gehen. Doch mit einem Paukenschlag endete das erste Halbfinale: die heimliche Favoritin Stella Mwangi schaffte es nicht unter die letzten 25.
So bleibt als schwacher Trost für die Norweger, dass sie immerhin der Ostblock-Verschwörungstheorie ein Update besorgt haben. Unter Fans und Experten herrschte nämlich schnell Einigkeit nach diesem Halbfinale: Der Osteuropäer an sich würde eben nicht für einen schwarzen Künstler stimmen. Da sage noch einer, die Theorie, dass sich alle Ostländer gegenseitig die Punkte zuschanzten, wäre mies.
Auszug: Text www.spiegelonline.de
2011-05-01
- MUST GO IN
* den geheimtipp kann man nur bestätigen
Wer mal wirklich asiatisch (vietnamesisch) und besonders Selbst-Gemacht essen will, sollte auf jeden Fall im Bep Viet vorbei schauen. Bis jetzt das einzige asiatische Restaurant in Köln, wo man wirklich die Frische der Zutaten fühlt ...
Bep Viet
Brabanter Straße 9
50674 Köln
0221/17067275
* PIC AUSZUG von www.we-are-city.blogspot.com
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